XLII Citation de E. BIEDLINGMEIER issue de Zwischen Arbeitsarmee und Vertreibung auf ewig

« Wir waren etwa im Dorf Buinsk in der Kolonne 113 beim Eisenbahnbau Swijaschsk-Uljanowsk in Baracken ohne Beleuchtung untergebracht. Wir hatten einige ältere „Wächter“ in Zivil, mit Gewehren, deren Gebrauch sie kaum kannten. Sie bewachten uns bei Tag und Nacht, auch auf der Arbeit. Wir arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und kümmerten uns wenig um die Wächter. Bald aber wurde unsere Brigade in die Kolonne Nr. 101 überführt. Dort gab es Beobachtungstürme, disziplinierte Wächter in Uniform und Stacheldraht mit elektrischer Beleuchtung. Die Lagerverwaltung, von einem Georgier geleitet, sorgte für strenge Ordnung. Es gab ein Bad, eine Friseurstube und alles was in einem Sträflingslager üblich war. Dort sahen wir am Eingang die Aufschrift „Wolschlag-Kolonna Nr. 101“ (Wolgalager, Kolonne Nr. 101). Wir waren also vom Kriegskommissariat einberufen worden und im „GULag“ gelandet, dessen Zweigstelle das Wolgalager war, ohne dass wir uns einer Schuld bewusst waren. Die einzelnen Kolonnen dieser Lagerverwaltung waren für kriminelle und politische Häftlinge und für Deutsche. Die Häftlinge wussten über die Länge ihres Lageraufenthaltes Bescheid und lachten über uns Deutsche, die wir nicht wussten, wie lange wir im Lager bleiben mussten. Die Häftlinge, mit denen wir an der gleichen Strecke arbeiten, nannten unsere Haftdauer „unbegrenzt“ ».

Source : Emil Biedlingmeier, Zwischen Arbeitsarmee und Vertreibung auf ewig, Persönliche Erinnerungen an die Jahre 1941 bis 1956, in Heimatbuch 1990-1991, Stuttgart, 1991, p. 123 et suiv.