LXXXIV Lettre de représentants du peuple allemand soviétique adressée au gouvernement soviétique, 1965

‘« An den Ersten Sekretär des zu der KpdSU Genossen L. J. Beshnew, An den Vorsitzenden des Präsidiums des obersten Sowjets der UdSSR Genossen A. J. Mikojan, ’ ‘Von den Kommunisten und parteilosen Bürgern deutscher Nationalität, die von den Sowjetdeutschen verschiedener Gebiete und Rayons der RSFSR, der Kasaschichen SSR und der Kirgisischen SSR wiederholt in der Frage der vollständigen Rehabilitierung des sowjetdeutschen Volkes und Wiederherstellung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen delegiert worden sind.’ ‘Erklärung’ ‘Wir Sowjetdeutschen hielten und halten uns stets für unbegründet verleumdet vor dem Sowjetvolk und vor unserem Vaterland – der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, was durch den Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 29. August 1964 auch anerkannt worden ist. ’ ‘Der genannte Erlass hat von den Sowjetdeutschen die unbegründeten Anschuldigungen ihrer Beihilfe dem deutschen Faschismus zurückgenommen und somit die Auflösung der ASSRdWD als ungerecht und irrig befunden. Nun ist die falsche Anklage von den Sowjetdeutschen zwar zurückgenommen, die Strafe für diese falsche Anklage aber bleibt weiterbestehen : Ihre staatliche Autonomie ist nicht wiederhergestellt, sie sind in kleinen Gruppen über verschiedene Gebiete des Landes zerstreut, was ihre gewaltsame Assimilierung begünstigt, und sie haben nach wie vor keine Recht, in ihre Heimatorte zurückzukehren.’ ‘Wir sind der Ansicht, dass selbst in dem Fall, wenn die Sowjetdeutschen keine eigene staatliche Autonomie gehabt hätten, letztere längst hätte geschaffen werden sollen ; da sie aber bestanden hat, erscheint ihre Wiederherstellung um so unerlässlicher.’ ‘Die Liquidierung der von W. J. Lenin ins Leben gerufenen ASSRdWG stand im Widerspruch zu allen Grundsätzen der Leninschen Nationalitätenpolitik, des Programms der KpdSU über die nationale Frage, war freche Willkür gegenüber einem ganzen Volk und ein Verbrechen gegen die Sowjetdeutschen, gegen das ganze Sowjetvolk.’ ‘Wir protestieren entschieden gegen die Behauptung einer angeblichen Unmöglichkeit, die ASSRdWD wegen Fehlens eines Deutsche Allgemeine Zeitung geeigneten Territoriums wiederherzustellen. Die Sowjetdeutschen hatten und haben das besagte Territorium, und wir bitten, unsere Autonomie dort wiederherzustellen, wo sie bestanden hat, wie es im Falle des kalmückischen, des tschetschenischen und einer Reihe anderer Völker getan wurde, die ebenfalls unbegründet angeschuldigt und repressiert worden waren.’ ‘Wir allen Völkern der Sowjetunion ist auch uns laut Art. 123 des Verfassung der UdSSR das Recht eingeräumt, eine eigene Autonomie zu haben ; da wir aber die Wiederherstellung unserer staatlichen Autonomie beantragen, so wäre die Ablehnung dessen eine Verletzung der Verfassung der UdSSR – des Grundgesetzes unseres Staates.’ ‘Im Namen der uns delegierten Sowjetbürger deutscher Nationalität, die die Meinung des sowjetdeutschen Volkes zum Ausdruck bringen, bitten wir, die Sowjetdeutschen vollständig zu rehabilitieren, und zwar : ’ ‘die von W. J. Lenin ins Leben gerufene Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen wiederherzustellen ; ’ ‘Vollständig alle rechtlichen Beschränkungen gegenüber den Sowjetdeutschen aufzuheben, die in den Erlassen des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941, vom 26. November 1948 und vom 13. Dezember 1955 enthalten sind, und gleichzeitig die Unschuld der Sowjetdeutschen offiziell in der weltweiten Presse und vor dem ganzen Sowjetvolk anzuerkennen.’ ‘Ein solcher Akt der Regierung würde alle Verletzungen der Gesetzlichkeit und die Folgen des Personenkults nicht nur gegenüber den Wolgadeutschen, sondern auch gegenüber allen Sowjetdeutschen beseitigen.’ ‘Moskau, den 5. Juni 1965 (Unterschriften).’ ‘Die Schlussfolgerung Mokojans, mit dem es den Delegierten zusammenzutreffen gelang, war kurz und schroff : Nicht alle fehler der Geschichte können wiedergutgemacht werden. Deutsche Allgemeine Zeitung könne die Abwanderung einer halben Million Deutscher aus den Neulandgebieten Kasachstans schwere Folgen nicht nur für die Wirtschaft dieser Republik, sondern auch für die ganze Sowjetunion haben…’ ‘Somit sollten sich die Russlanddeutschen damit zufrieden geben, dass sie auf so hoher Ebene als Triebkraft in der Landwirtschaft eines Sechstels des Planeten verstanden wurden…’ ‘Die nationale Zukunft des Zweimillionenvolkes hatte keinem im Kreml Sorgen gemacht.’ ‘Die Arbeit der ersten Delegationen der Russlanddeutschen verlief jedoch nicht ganz erfolglos : Durch ihr Wirken hatten sie die deutsche Befreiungsbewegung in der Sowjetunion eingeleitet.’ ‘Auch das Entstehen unserer Zeitung verdanken wir der aufopferungsvollen Tätigkeit der Mitglieder der ersten Delegationen, deren meiste aus dem Leben bereits geschieden sind… »’

Source : in Neues Leben, Moscou, 05/06/1965.