LXXXIX Poème Einwanderungspoem de B. von Platen, 1764

LXXXIX Poème Einwanderungspoem de B. von Platen, 1764
Was ist das vor ein Schmerz
Daß ich muß Deutschland meiden
Und nun als Kolonist
Viel Plag und Kummer leiden
Betrübniß viel Verdruß
Zu Wasser und zu Land
Drum bin ich ärgerlich
In diesem neuen Stand.
2.
Stadt Lübeck war der Ort
Wo man thät angaschiren
Da konnte wer da wollt
Jung, alt und groß und klein
Zu diesem Gast-Gebot
Bald eingeladen seyn.
Drum thät ich alle Tag
Mir mit Gedanken quälen.
3.
Mundirung Geld und Gut
Thät mir nun gänzlich fehlen
Kurz meine ganze Sach
War herzlich schlecht bestellt
Ich kann es ohne Klag
Vor Leute so verhehlen
Ich mußte Barfuß gehen
Kein Schnapps war nicht zu wählen
4.
Drauf resolvirt ich mich
Auch mit dahin zu gehen
Ob ich mein Glück nicht könnt
In Rußland blühen sehen
Ging also eilings hin
Zum Werbungs-Kamisanden
Sagt daß ich ein Offizier
Auch gut von Adel wär.
5.
Bat mir zu Gnaden aus
Der Kaiserin zu dienen
Deßfalls war ich allda
Nach Rußland jetzt erschienen
Um diese Reis zu thun
Mit in das neue Land
Ich kam auch also gleich
In den Kolonistenstand
6.
Acht Schilling alle Tage
Bekam ich zu verzehren
Konnt gehen wo ich wollt
Hat mich an nichts zu kehren
So lebt ich 14 Tag
Ganz ruhig im Quartier
Allein da gings zu Schiff
Ein sehr betrübt Plamir
7.
Da ward ein Jeder Mann
Mit Brofiant versehen
Und so nach Petersburg
Ins Schiff hinein zu gehen
Allein condrerer Wind
Macht uns die Reise schwer
Das Brofiant ging auf
Die Taschen wurden leer.
8.
Sechs Wochen mußten wir
Die Wasserfahrt ausstehen
Angst, Elend, Hungersnoth
Täglich vor Augen sehen
Also daß wir zuletzt Salz-Wasser,
Schimmlich Brod
Zur Lebensunterhalt
Erhielten kaum zur Noth.
9.
Bis diese Glücksstund kam
Oranienbaum zu sehen
Da thät ein jeder nun
Mit Freud vom Schiffe gehen
Quartierten 14 Tag
Uns in die Häuser ein
Von da nach Petersburg
Ja all zum Schiff hinein.
10.
Bei dieser Hauptstadt nun
Thäten wir drei Wochen bleiben
Und auf dem Wasser uns
Im Schiff die Zeit vertreiben.
Darzu bekamen wir
Zehn Kreuzer in die Hand
Weil uns 3 Groschen Tags
An Abzug war bekannt
11.
Dies kam mir spanisch vor
Weils teier war zu leben
Mein Geldsack war betrübt
Und keiner wollt was geben
Da dacht ich bei mir selbst
Dies ist ein schlechterSpaß
Das Geldchen ist verzehrt
Und hast noch keinen Fraß.
12
Wo dieses lange währt
Wie wird es mir noch gehen
Viel Kranke thät ich auch
Auf allen Seiten sehen
Doch hielt ich Köndin aus
Und bat auch inniglich
Um nur gesund zu seyn
Das andre findet sich.
13.
Drum Leser finde dich
So wie ich mich thät finden
Vielleicht haben wirs verdient
So beyd' mit unsern Sünden
Hab Hoffnung und Geduld
Und sey mit dich vergnügt
Wirf alle Sorgen weg
Die dir am Herzen liegt.
14.
Drum werden wir gesund
Nach Saratow hinkommen
Die weil wir schon den Weg
Nach Schlüsselburg genommen
Ach Himmel hilf uns bald
Von dieser Wasser-Qual
Wir fuhren auch gar bald
Gar hoch und tiefe Thal
15.
Allein noch wenig Trost
Wir mußten weiter reisen
Bis daß wir bei der Stadt
Pasirten durch die Schleußen
Da kamen wir endlich hin
Zur Stadt hieß Nowgorod
Hier spielte abermal
Mein Geldsack ein Pankrot
16.
Nun hört ich 30 Werst
Wird man zu Schiff noch gehen
Dann wird man uns zu Land
Bald auf die Wagen sehen
Da wir denn alle Nacht
Stets kommen ins Quartier
Nun dacht ich bei mir selbst
Dies Reisen freuet mir.
17.
Allein Potssappermend
Ich hab es wahr genommen
Ich bin bei Tage nicht
Zu einen Sitz gekommen
Da hieß es laufe nur
Und geh beim Wagen her
Dies wahren harte Wort
Und fiel mir herzlich schwer.
18.
Und wann den ganzen Tag
Wir denn recht müd gegangen
Und hatten zum Quartier
Ein sehnliches Verlangen
Die weil mein matter Leib
Vor Kält und Hungersnoth
Ich gerne ruhen wollt
Und sättigen mit Brod.
19.
Wir mußten 14 Tag
Beim Wagen patrolliren
Und Weiber mit Pakasch
Zu Lande transportiren
Hier wurden viele krank
Und viele blieben todt
Die Kinderlein voraus
Die litten große Noth.
20.
Da kamen wir zur Stadt
Wo wieder Schiffe lagen
Hier wollten wir uns nun
Vor Kälte schon beklagen
Allein was war zu thun
Man mußt zur Bark hinein
Dieweil noch kein Quartier
Vor uns bestimmet seyn.
21.
Da rief ein jeder nun
Wie thut man uns fexiren
Doch halt das Wasser wird
In einigen Nächten frieren
Und wie denn auch geschah
Zur Torschhof hieß der Ort
Drum schreibe ich anjetzt
Hier meine letzte Wort.
22.
Doch halt es fällt mir ein
Schon wieder was zu schreiben
Und will mit diesem Reim
Mir meine Zeit vertreiben
Wir kamen alle sammt
Mit einer Bittschrift ein
Daß wir doch im Quartier
Zum Winter möchten seyn.
23.
Da dieses nun hieß ja
Mann soll uns einquartieren
Die weil ein jeder glaubt
Er würde bald erfrieren
Transportirte man uns gleich
Ja in die Dörfer ein
Wo wir auch dazumal
Gleich einquartieret seyn.
24.
Da ich nun diese Zeit
Sehr vieles ausgestanden
Dennoch nicht böse ward
Mit schelten Fluch und Banden
Ob schon mein neu Quartier
Sehr traurich thät aussehen
Doch mußt ich mit Geduld
Dies alles überstehen.
25.
Die weil lch mich erfreut
Die Rußen anzuschauen
Sah mit Verwunderung
Wie sie ihr Land bebauen
Das wird nicht recht gepflügt
Nicht ordentlich besäet
Und wenn die Früchte reif
Von Herzen schlecht gemeht.
26.
Da nun auf manges Land
Ja wirklich reicher Segen
Weil hier an dem Verstand
Der Bauer sehr verlegen
Denn nehmen sie ein Pferd
Mit ein klein Wägelein
Und legens auf ein Hauf .
Daß muß die Scheuer seyn.
27.
Der Regen, Wind und Schnee
Der muß nun Ordnung halten
Hans Russemann sitzt im Haus
Thut weiter nichts verwalten
Bis daß die größte Noth
Und ihn der Hunger treibt
Nun spricht er Matschka komm
Hol was noch übrig bleibt.
28.
Dann nimmt er dickes Holz
Fängt grausam an zu schlagen
Ja wenn ichs angesehn
Ich thue bald verzagen
Daß so ein Unverstand
Und reicher Segen war
Vor Faulheit stinkt der Ruß
Das ist ja hell und klar.
29.
Sonst Rußlands Gegenden
So ich bisher gesehen
An Holz und Wies und Feld
Kann alle Zeit bestehen
Nur daß es von Natur
Den Winter ist bekannt
Wer wenig auf dem Leib
Dem frieret auch Fuß und Hand.
30.
Nun hab ich in der Kürz
Des Landes vorgenommen
Jetzt will ich auf die Tracht
Und Lebensarten kommen
Dieweil ich Winterszeit
Hab alles angesehn
Es ist recht in der That
Und wirklich so geschen.
31.
Als ich das erste Mal
In mein Quartier getreten
Da hört ich ja den Ruß
Stark seufzen stehn und beten
Und waren jung und alt
Von Herzen sehr betrübt
Weil man den Kolonist
Ihm ins Quartiere giebt.
32.
Und Batschka sein Gestalt
War böse anzuschauen
Seim haarigen Gesicht
Dem thät ich gar nicht trauen
Er ging fast fällig nackt
Im bloßen Hemd allein
Und Matschka mußt mit ihm
Stets auf dem Ofen seyn.
33.
Ich kuckt ins Ofenloch,
Weil oben alle lagen
Sie wollten sich bald all
Mit Faust und Finger schlagen
Doch mit dem großen Bart
Der kam vorher hinein
Wo Batschka, Matschka auch
Bald nachgefolget seyn.
34.
Doch weil es morgen war
Und ich von Schlafe kam
Sah ich den Rußenmann
Wie auch die Baba an
Ich dachte bei mir selbst
Was soll denn das bedeuten
Die gehen ja bloß im Hemd
Und das vor allen Leuten.
35.
Doch hatten groß und klein
Die Spintel in der Hand
Und nach der Ofenblat
Sich alle zugewand
Ich hatte nun die Stub
Vor mir allein zu sehen
Nur Hüner, Schwein und Schaf
Davor konnt ich kaum gehen.
36.
Die führten sich dabei
Auch ziemlich schmutzig auf
Da dacht ich bei mir selbst
Hier gehst du auch wohl drauf
Allein was war zu thun
Bei diesen kalten Tagen
Da man die warme Stub
Sehr gerne thut vertragen.
37.
Drum ging ich ab und an
Mit Matschka, Batschka Weib
Und sah die Tafel an
Zu meinen Zeitvertreib
Die Älteste im Haus
Die thät mir allzeit kochen
Doch sah ich wenig Fleisch
Desfalls auch wenig Knochen.
38.
Allein Kapusta Quaß Hirse
Und Heyte-Gritz
Das macht sie sich die Woch
Und alle Tag zu Nutz
Und wenn sie dann gekuscht
Die Jungen mit den Alten
Daß keiner bei dem Tisch
Was weiter zu verwalten.
39.
Da ging es mit Gewalt
Wohl auf den Ofen zu
Da lagen sie zwei Stunden
Und hielten gute Ruh
Als dann erwachten Sie
Bald einer nach dein andern
So thät Hans Batschka auch
Wohl nach dem Hofe wandern.
40.
Haut einige Stücker Holz
Gab seinen Pferde Stroh
Und war mit seinen Bart
In seinem Herzen froh
Ja wenn ich darauf komm
Wie schlecht das Vieh gehalten
Zwei alte dürre Pferd
Die müßen das verwalten.
41.
Was man in Deutschland kaum
Mit zween Pferde kann
Und mit der größten Fuhr
Spannt Batschka eins nur an
Kein Haber oder Korn
Sieht man das Vieh hier geben
Doch aber gutes Heu
Dabei muß alles leben.
42.
Milch ist im Überfluß
Doch Käs und Butter nicht
Weil es der Bauer hier
Nicht weiß wies zugericht
Nun ist es wahr gesagt
Von dem gemeinen Leben
Als von dem Bauersstand
Wovon die Red thut geben.
43.
So arbeit er nicht viel
Er lebt auch herzlich schlecht
Er führt auch keinen Staat
Der Herr geht wie der Knecht
Kein Silber Seiden Zeug
Nur lauter Leinwand Sachen
Das läßt er sich im Haus
Von seiner Matschka machen.
44.
Keine Stiefel keine Strümpf
Ja auch sogar die Schuh
Da nimmt er aus dem Wald
Von Bäumen Bast dazu
Doch hat er einen Pelz
Den trägt er Winterszeiten
Und das nicht alle Tag
Nur wenns was soll bedeuten.
45.
Sonst sind sie von Natur
Hier schon so hart gewohnt
Sie haben den Anzug nicht
Daß es der Mühe lohnt
Und mir war so zu Muth
In diesen kalten Tagen
Ich scheu mich fast davor
In meiner Schrift zu klagen.
46.
Mir fror mein Herz im Leib
Mein Geldsack fror mir ein
Desfalls muß Matschka stets
Mit mir beim Ofen seyn
Nun die Mobilien im Haus
Ich muß sie auch beschreiben
Des Morgens konnt vor erst
Ich nicht im Zimmer bleiben
47.
Vor Rauch und dicker Dampf
Weil hier kein Schornstein war
Bis daß mein Mittagsbrod
Im Ofen fertig war
Gorschok und Badeika
Wie wir die Töpf thun nennen
Lernt man im Überfluß
In ihrer Wirtschaft kennen.
48.
Kein Kessel, Kupfer Zeug
Kein Eisen, Zinn noch Blei
Nur eine Küchenpfann
Die ist noch wohl dabei
Sonst all ihr Hausgeräth
Als Schüssel, Löffel, Teller
Dies alles ist von Holz
Und kostet nicht zwei Heller.
49.
Die Fenster sind von Glas
Doch nur zwei Scheibelein.
Daß kaum die liebe Sonn
Kann geben ihren Schein
Kein Bette lieben sie
Die Bank und auch der Ofen
Da muß die Matschka nun
Den Batschka innig loben.
50.
Daß er in diesem Stück
Hier thut was sich gebührt
Daß er so manches Kind
Hierauf so fabricirt
Auch ist hier der Gebrauch
Sich wöchentlich zu baden
Dies ist recht rusche Luft
Einander einzuladen.
51.
Was Batschka nun im Haus
Die Woch versäumet hat
Zahlt er der Matschka aus
Ganz nakt im Wasserbad
Auch fällt mir dabei ein
Ich sah vor einigen Tagen
Halt ein ich mag es nicht
Vor allen Leuten sagen.
52.
Ich saß an einem Tisch
Schrieb diesen Lebenslauf
Lag Matschka auf der Bank
Und Batschka oben drauf
Was hier nun ist geschehen
Das kann ich zwar nicht wissen
Nur daß ich wirklich sah
Den Batschka Matschka küssen.
53.
Was bei dem Küssen ist
Nun weiter noch geschehen
Das hab und magt und wollt
Und konnt ich auch nicht sehen
Wo komm ich aber hin
Was brauch ich mehr zu schreiben
Ich will bei meinem Marsch
Und Reisbeschreibung bleiben.
54.
Wir liegen noch allhier
Ganz ruhig im Quartier
Ich glaub wir gehn nun mehr
Jetzt balde weg von hier
Nun da es auch so hieß
Wir sollen weiter reisen
Man wird uns morgen schon
Auf eine Barke weisen.
55.
Drum Dank ein jeder jetzt
Vor noch gesund zu seyn
Ein jeder geh mit Freud
Zu seinem Schiff hinein
Damit wir dermal eins
Auch mögen dahin kommen
Zum angewiesnen Ort
Den wir uns vorgenommen.
56.
Mir deugt es brauset schon
Der alte Wolgenstrom
Hier lag auch eine Stadt
Die hiesen sie Perma
Spannt nun die Segel auf
Und laßt die Wellen toben
Und hilft das Glück uns hin
So wollen wir es loben.
57.
Anjetzt schon sieben Städt
Mit Glück vorbei pasiert
So es uns auch gar bald
Nach Saratow hinführt
Der Schiffer sieht ja auch
Kasackenstadt schon liegen
Und wenn die Augen mir
Nicht mit Gewalt betrügen.
58.
So seh ich schon die Stadt
Mit Namen Saratow
Und in zwei gute Stund
So sind wir alle dort
Mein Freund wie mir zu Muth
Wie ich war angekommen
Karasche, Herz und Muth
Dieß war mir als benommen.
59.
Ich dachte bei mir selbst
Ist das der schöne Ort
Der hat nicht mal ein Thor
Viel weniger eine Pfort
Lang quälen ist der Tod
Wir haben uns ergeben
Mag kosten Haut und Haar
Herein ins wilde Leben.
60.
Seht Kinder sehet doch
Kasackenstadt ist da
Und unsere Sen den Sens
Die liegt in Saratow
Herunter von dem Schiff
Man wird euch Örter zeigen
Wo Korn und Mesler Feld
Auch Apfel, Quetschen Feigen.
61.
Vor wild auf Feldern wächst
Denkt nur ans Paradies
Ich glaub kaum Gersten Gritz
Viel weniger noch Reis
Doch tröst euch mit Geduld
Und laßt die Hoffnung grünen
Seht frei und fröhlich aus
Macht auch nicht böse Mienen.
62.
Ob schon das Herze weint
So lächelt doch der Mund
Ihr krieget Land und Sand
In einer Viertel Stund
Ihr Bauern tretet aus
Man ruft euch Kolonisten
Hier gilt kein Bürger nicht
Und auch kein Profissionisten.
63.
Kein Adel Charakter
Kein Amtrecht kein Offizier
Ihr müßt nun Bauern seyn
Da ist kein Rath dafür
O weh was sagt mein Herz
Was quälen mir Gedanken
Wie viele sah ich krank
Ja gar auch sterbens Kranke.
64.
Ich dachte hin und her
Soll ich ein Bauer seyn
Da schlage Pulver Blei
Und alle Flam hinein
Nun wurden wir vertheilt
Als wie in Noahs Kasten
Wer nichts zu fressen hat
Bereite sich zum Fasten.
65.
Doch wer nur fleißig ist
Und keine Faulheit übt
So lebt der Vater noch
Der und zur Nahrung giebt.
Nun lebet alle wohl
Ihr Kolonisten Brüder
Des Freuden Lied ist aus
Jetzt mach ich Trauer Lieder.
66.
Man hat aus Offizier
Ein Prozeptor gemacht
Bleibt jetzo all gesund
Ich sage gute Nacht
Nun hieß es weg vom Schiff
Man wird euch Örter zeigen
Jetzt seyd ihr Mann und Mann
So gut als wie Leibeigen.
  67.
Da habt ihr euren Fleck
Nun schafft euch euer Brod
Arbeiten müsset ihr
So lang bis in den Tod
Und wenn ihr gnug geschafft
So ist es dann vollendet
Dann heist es große Noth
Viel Arbeit wenig Brod.
 
 Termes Signification en allemand
angaschiren - (frz.) engagieren, unter Vertrag nehmen, verpflichten
Badeika - (russ.) Milchtopf
Bart, mit dem großen (Str.33,V.5) - Sinn erfolgtes könne der "Zehnt- oder Hundertmann" (ein Dorfbeamter) gemeint sein. Dessen Anweisungen müssen sich Batschka und Matschka fügen, die den Einquartierten offenbar verprügeln wollten (V. 3 soll wohl heißen: "Sie wollten mich bald all" statt "sich").
Brofiant - (lat.-frz.) Proviant, Reise-, Marschverpflegung
condrer - (lat.-frz.) konträr, widrig, Gegenfällig (Str. 32, V. 5) - völlig
fexiren - (lat.) vexieren, irreführen
Gorschok - (russ.) Kochtopf
Heyte-Gritz - Heide- oder vielleicht Buchweizengrütze?
Holz, dickes - Dreschflegel?
Kamisand - (lat.-frz.) Kommissar, staatlich Beauftragter
Kapusta - (russ.) Kohl
Karasche - (frz.) Courage
Köndin - (frz.) wahrscheinlich von frz. content: zufrieden
kuschen - essen (von russ. Kuschat)
manges - manche, manches
Mesler Feld - Maisfeld
Mundirung - (alt: Montierung, lat.-frz.) Uniform
Ofenblat - Ofenplatte
Pakasch - (frz.) Bagage, Gepäck
Pankrot - (lat.) Bankrott, finanziell am Ende, Zahlungsunfähigkeit
pasiren - (frz.) passieren, durchfahren
patrolliren - (frz.) patrouillieren, als Posten auf und ab gehen
Perma - gemeint ist nicht die Stadt Perm, sondern Kostroma (Castrom, was sich auch auf Wolgenstrom [Wolgastrom] reimen würde).
Plamir- (frz.) von blamieren, jemandem oder sich eine Blamage (Peinlichkeit) bereiten? Oder von Plaisir- Vergnügen?
Potssappermend - potz sapperment (= sackerment, von Sakrament), Ausruf des Erstaunens
Profissionist - Professionist (Iat.-frz.), Fachmann, ausgebildeter Handwerker
Prozepter - Präceptor (lat.), Lehrer
Quas - (russ.) Kwas
Quetschen - Zwetschgen
resolviren - (frz.) beschließen
rusche - russisch (rusch, rusche war nach Sinner am Karaman üblich)
Sen den Sens, unsere - "verderbt für unsere See des Seins"?
stehn (Str. 31, V. 4) - stöhnen
Torschhof - Torschok im Gouvernement Twer

Le nom de l’auteur peut s’écrire différemment : Plahten, Blaten, ou Blahten. La forme allemande reste néanmoins Platen. L’orthographe et la ponctuation ont été conservées comme dans l’original.

Extrait de Siedlernot und Dorfidyll, Kanonische Texte der Russlanddeutschen, Annelore BRAUNSCHMIDT (éd.), pp. 11-19.