Die Erde braucht Regen

‘Die Erde braucht Regen,
die Sonne gibt Licht,
und der Himmel braucht Sterne,
wenn die Nacht hereinbricht. ’ ‘Und den Ast braucht der Vogel,
und sein Nest drauf zu bau’n;
und der Mensch braucht nur ein Herze,
dem er seins kann vertrau’n. ’ ‘Da drunten im Tale, am rauschenden Bach
Saß ein Mädchen am Ufer und weint.
Und als sie da saß und Kränzelein band,
kam ein Jüngling so reizend, so schön. ’ ‘„Liebe, ach Liebe,“ so sprach er zu ihr;
„Liebe, ach Liebe,“ so sprach er zu ihr.
Und sie gab sich dem treulosen Jüngling dahin,
und sie gab sich dem Treulosen hin. ’ ‘Und als dreiviertel Jahr verflossen war’n,
saß das Mädchen am Ufer und weint’:
„Liebe, ach Liebe, stürzt manche in’s Grab.“/
Und sie stürzt sich aus Verzweiflung in die brausende Flut,
und sie stürzt sich aus Verzweiflung in die Flut. ’ ‘Und es wuchsen drei Lilien auf ihrem grab,
kam ein Jüngling und brach sie ab. ’ ‘/„Jüngling, ach Jüngling, lass’ du die Lilien steh’n,
sie sind ja einem treuen, einem Mädchen geweiht,
da sein Leben hat geendet in der Flut.“’ ‘Im grünen Wald, wo die Drossel singt, Drossel singt,
und im Gebüsch das muntre Rehlein springt, Rehlein springt;
/wo Tannen und Fichten steh’n am Waldessaum,
/verlebt’ ich meiner Jugend schönsten Traum. ’ ‘Das Rehlein trank aus einem klaren Bach, klaren Bach;
Der Förstersohn blickt traurig nach, traurig nach;
/er nahm die Flint und schlug sie an ein Baum,
/und sprach: „Das Leben ist ja nur ein Traum.“’