1.2.3. Das Gedankengebäude der alten historischen Schule

Nach ihrer Doppelkritik – am deutschen Stand und an den neusten Fortschritten der Wirtschaftswissenschaft – fühlen sich die drei Väter der alten historischen Schule gegenüber der Nationalökonomie berufen, zwei Aufgaben zu erfüllen. In Reaktion auf die Weiterentwicklung der Wirtschaftswissenschaft durch Ricardo und ihre Fortsetzung z.B. durch Walras als reine mathematische Wissenschaft, 232 besteht die erste Aufgabe darin, die Nationalökonomie als Wissenschaft neu zu positionieren. Angesichts der Vorwürfe gegen die früheren deutschen Lehren eines ungenauen, oberflächlichen und manchmal sogar parteiischen Gebrauchs der geschichtlichen Beweisführung wollen die Vertreter der alten historischen Schule zweitens dem historischen Argument ein objektives Fundament geben.

Notes
232.

Walras hatte zwischen einer positiven „économie politique pure“ und einer normativen „économie politique appliquée“ unterschieden. Dazu äußerte Knies: „Mit ihrer Absicht, die économie politique appliquée von der économie pure abzuscheiden, um aus der letzteren eine strenge Wissenschaft zu machen, kommen sie nicht zu einer économie pure, sondern zu einer mathématique appliquée.“ Die für diese mathematische Ökonomik als erforderlich erklärten Voraussetzungen stünden in absolutem Widerspruch zu den Tatsachen des Lebens (Knies [1883: 500-506] Zitat S. 503).