Zweiter Teil: Die Erfahrung der Weltwirtschaftskrise

„Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß jeder Stockung ein Aufschwung gefolgt ist; aber das war keine Notwendigkeit und es muß in der Zukunft nicht sein. Es ist möglich, daß wir den letzten Aufschwung erlebt haben.“ (Spiethoff [1955: 143])

Wie hat die historische Schule die Herausforderung der Weltwirtschaftskrise angenommen? Vermochte sie diese Feuerprobe überhaupt zu bestehen, indem sie eine kohärente Konjunkturlehre entwarf, die zugleich von der Situation geforderte wirtschaftspolitische Empfehlungen zu instrumentalisieren wusste? War sie in der Lage, ihren Kritikern bessere Antworten zu liefern, als sie dies während des ersten Methodenstreits in der Substanz getan hatte? Oder markierte im Gegenteil die Weltwirtschaftskrise den endgültigen Zusammenbruch des Programms von Schmoller? Wie entwickelte sich Walter Eucken während jener Periode?

Mit diesen Fragen befasst sich der zweite Teil der vorliegenden Arbeit. Um ihnen nachzugehen, führt zuerst ein Abstecher in die Konjunkturtheorie. Er soll die theoretischen Fundamente legen, damit das Phänomen der Wirtschaftskrise in einer auf Kreditbasis funktionierenden Verkehrswirtschaft überhaupt zu verstehen ist. Unmittelbar danach werden verschiedene Konjunkturlehren dargestellt, die aus der Berücksichtigung unterschiedlicher Teilaspekte des konjunkturellen Prozesses gewonnen wurden. Aus historischen Gründen richtet sich der Fokus in jenem Teilabschnitt absichtlich auf Theorien, die zur Lösung der Weltwirtschaftskrise zur Verfügung standen. Diesem Spektrum werden dann die Konjunkturtheorien gegenübergestellt, die im Rahmen der historischen Schule entwickelt wurden, sowie diejenigen, die zu Letzteren explizit Stellung nahmen. Ihre besondere Analyse und wirtschaftspolitischen Ansätze zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise in Deutschland kommen zum Ausdruck. Aus heutiger Sicht erlaubt ein solcher Rückblick zu beurteilen, welche Haltung die historische Schule und Walter Eucken einnahmen.