1.2.4. Psychologische Krisentheorie

Während die aller ersten Erklärungsansätze das Augenmerk auf die Struktur der kapitalistischen Wirtschaft richteten und die monetäre Theorie den Schwerpunkt auf relative Veränderungen des Marktprozesses setzte, versucht eine weitere Gruppe von Krisentheorien, konjunkturelle Hochs und Tiefs auf psychologische Erscheinungen zurückzuführen.

Den Kreditzyklus erklärt John Stuart Mill durch Stimmungsänderungen der Wirtschaftsagenten. Ihm zufolge erzeugt ein guter Geschäftsgang bei den Agenten Optimismus, der sich gewöhnlich zu Leichtsinn entwickelt und mit Unglück in der Krise endet. So herrscht während der Depression verbreiteter Pessimismus, der jegliche Konjunkturerholung verhindert. Ein Umschwung kann sich erst durchsetzen, wenn den Agenten bewusst wird, dass ihr gesamtes Wirtschaftssentiment nicht mehr adäquat zur wirtschaftlichen Lage ist.

Für den britischen Nationalökonomen Albert C. Pigou dreht der Optimismus, sobald die im Aufschwung erstellten Produktionsanlagen vollendet sind. Mittels ihnen erzeugte Güter werden abgesetzt, bis das neue Angebot den Markt verstopft. Es folgt eine Deflation, mit der sinkende Unternehmensgewinne einhergehen, die zu Pessimismus führen. Die Deflation wird überwunden, wenn keine weiteren Investitionen die Produktionskapazität mehr erhöhen und das Überangebot durch Lagerabbau beseitigt ist. 421

Notes
421.

Müller [1990: 37-39].