1.2. Euckens Emanzipation von der historischen Schule

Angesichts Euckens Idealvorstellung von Wissenschaft und deren unmöglicher Verwirklichung durch die empirische Methode wendet sich der Freiburger Ökonom vehement gegen den die unterschiedlichen historischen Schulen verbindenden „Denkstil.“ Laut Heinz Rieter und wie im ersten Teil dieser Arbeit gesehen, fasst sich jener die einzelnen Schulen übergreifende Denkstil in einem philosophischen Relativismus der Erkenntnisse, einer gewissen Skepsis gegenüber jedem System geschlossener Kausalbeziehungen – i.e. gegenüber Modellierungen – sowie in einer holistischen, organischen, evolutionistischen und normativen Methodologie zusammen. Außerdem betrachtet der Historismus insgesamt die Ökonomie nicht nur von der technischen Seite, sondern auch aus ethischer Sicht. Schließlich definieren sich die deutschen historischen Schulen ebenfalls durch ihre Opposition zur klassischen Lehre, zu deren Weiterentwicklung durch Ricardo und zu den sozialistischen Vertretern der Nationalökonomie. 680 Nach dieser Standortbestimmung des historischen Denkstils bemisst sich Walter Euckens Emanzipation anhand von acht Punkten.

Notes
680.

Rieter [1994: 132-133].