2.1.2. Die Suche nach einem Koordinierungsmodus

Das Problem effizienter Koordinierung zu lösen, mündet in der Suche nach einem Lenkungsmechanismus: „Wie erfolgt die Lenkung dieses gewaltigen arbeitsteiligen Gesamtzusammenhangs, von dem die Versorgung jedes Menschen mit Gütern, also jedes Menschen Existenz, abhängt“, fragt Eucken. 723 Röpke seinerseits überlegt: „Wer aber sorgt für die Abstimmung und damit für den geordneten Ablauf des Prozesses? Niemand. Es gibt keinen Diktator, der, den Blick auf das Ganze gerichtet, die Menschen zu den einzelnen Berufen abkommandiert, der vorschreibt, was und wie viel von jeder Ware produziert und täglich auf den Markt gebracht werden soll. 724

Die Koordinierungsfunktion erfüllt kein Marktsekretär, sondern jeder Marktakteur durch seine Handlungen. Der Abstimmungsmodus ist laut Hensel durch die „Bedingungskonstellation des wirtschaftlichen Handelns der Menschen und ihres Verhaltens zueinander“ gegeben. 725 Unter Bedingungskonstellation wird verstanden, aus welchem Grund, unter welchen Anreizen und mit welchem Recht Menschen am Wirtschaftsprozess teilnehmen. 726 Manfred Streit charakterisiert den Koordinierungsmodus nach drei Bereichen: Kompetenz, Koordinierung im engen Sinne sowie Kontrolle von Handlungen. Dabei lautet die erste Frage: Wer entscheidet über was mit Bezug auf welches Wertesystem und bei Beachtung welcher Beschränkungen? Zum Zweiten wird gefragt, wie und durch was für ein Informationssystem die Entscheidungen koordiniert sind. Drittens will man wissen, wie die Entscheidungsträger kontrolliert werden, mittels welcher Anreize oder Sanktionen. 727

Diese drei Domänen nehmen in einer „Wirtschaftsordnung“ Gestalt an. Sie besteht nach Euckens bekannter Definition „in der Gesamtheit der Formen, in denen die Lenkung des alltäglichen Wirtschaftsprozesses in concreto erfolgt 728 . Das Moment der Koordinierung von Handlungen, der so genannte Wirtschaftsprozess, ist in die Wirtschaftsordnung eingebettet. Von deren Struktur hängt die Überwindung der Knappheit ab. Mit den Präzisierungen von Karl Paul Hensel und Manfred Streit wirkt Euckens Definition der Wirtschaftsordnung von vorneherein etwas weniger abstrakt, der Eucken’sche Begriff bleibt allerdings später in dieser Arbeit noch im Detail klarzustellen.

Notes
723.

Ebd. 2.

724.

Röpke [1937: 16].

725.

Hensel [1972: 20].

726.

Hensel [1965: 7-10]; [1972: 21-25].

727.

Streit [1992: 678-680].

728.

Eucken [1948: 62].