3.1. Der Wirtschaftsplan

3.1.1. Der Wirtschaftsplan als „Arbeitsidee“: eine Lektüre im Lichte der historischen Schule

Dank dieser Verfahrensweise erhält Eucken eine analytische Einheitsgröße, die man auch bei Menger wiederfindet. Wie es bereits ausführlich dargestellt wurde, 780 entstehen und entwickeln sich organische Institutionen für Menger als „Resultante individueller Interessen dienenden [menschlichen] Bestrebungen.“ Schafft man es, die menschlichen Interessen zu erklären, dann lässt sich eine „exakte Interpretation der organischen Phänomene“ erzielen. 781 Mit diesem Ergebnis sind alternative Analysen sozialer Erscheinungen nicht mehr nötig. In Beziehung zur Wirtschaftsordnung spielt der Wirtschaftsplan bei Eucken dieselbe Rolle wie die individuellen Interessen bei Menger. Er bildet die Basiskategorie für exakte Analysen von Wirtschaftssystemen oder -ordnungen, während sie bis dahin von der empirischen Methode dominiert wurden. Der Unterschied zwischen Menger und Eucken liegt allein im jeweils angewandten Verfahren, um diese Kategorie zu isolieren.

Auf Grundlage des ersten Reduzierungsvorgangs folgen in der Ordnungstheorie weitere Reduzierungen, so dass man so genannten „reinen fundamentalen Elementen“ immer näher kommt. Der Plan wird in eine bestimmte Anzahl von „Plandaten“ und „Erfahrungsregeln“ aufgesplittet, die der Planträger bei seinem auf dem „Wirtschaftsprinzip“ beruhenden Definitionsprozess berücksichtigt. Das Definieren jener Plandaten sowie Erfahrungsregeln versucht, die Verbindung zwischen theoretischer und historischer Richtung der Nationalökonomie herzustellen. Beispielsweise sind sämtliche Erfahrungsregeln ein Beweis für die Zugehörigkeit zu den österreichischen Theorien, wohingegen die psychologischen Dimensionen des Wirtschaftsprinzips an Schmollers Arbeit über das menschliche Verhalten erinnern.

Dem Wirtschaftsplan kommt in der Ordnungstheorie eine Doppelrolle zu. Einerseits ist er das theoretische Element, welches das Individuelle mit dem Generellen zu verbinden sucht, um – wie Menger es ausdrücken würde – „eine konkrete Erscheinung in theoretischer Weise zu verstehen.“ Andererseits ist er als synthetisches a priori Urteil die methodische Lösung, weder um der empirischen noch theoretischen Richtung zu verfallen und so die Schwächen der beiden antagonistischen Methoden zu überwinden. Der Wirtschaftsplan hat in Euckens Ordnungstheorie grundlegende Bedeutung.

Notes
780.

Siehe Punkt 2.1.5. im ersten Teil.

781.

Menger [1883: 139-183] Zitate S. 180-181; 151.