3.2. Zwei Arten zu planen bedingen zwei unterschiedliche Wirtschaftssysteme

In Euckens Theorie teilen einerseits alle Wirtschaftsakteure die oben genannten Erfahrungsregeln, andererseits nehmen sie die Plandaten unterschiedlich wahr, je nachdem wie breit ihr Wirtschaftsplan definiert ist. Dessen Dimension hängt von der Anzahl der Planakteure in einer Volkswirtschaft, von ihrer Natur und ihrem zeitlichen Planungshorizont ab. Diese verschieden ausgeprägte Dimension des Wirtschaftsplans veranlasst Eucken dazu, zwei inkompatible Wirtschaftssysteme zu formulieren, weil deren Koordinierungsmodus voneinander abweiche. Dabei handelt es sich um eine von Stackelberg beeinflusste Sichtweise, der eine Volkswirtschaft der anscheinend „gleichgewichtslosen Form“ definiert, 791 wo sich das tatsächliche Gleichgewicht aus einer Vielfalt von Wirtschaftsplänen ergibt. Bei Eucken ist dies die Form der Markt- bzw. „Verkehrswirtschaft.“ Seines Erachtens beschränkt sich in Letzter der Wirtschaftsplan der zahlreichen Planakteure auf die Deckung ihrer Bedürfnisse, seien sie gleichbleibend oder beweglich. Die Akteure berücksichtigen nicht die kompletten Plandaten. Alle für sie relevanten Daten sind vollständig in den Marktpreisen erfasst. Der Stand der Technik oder die rechtliche Organisation einer Gesellschaft zählen nicht zu den Daten, die einen bewussten Einfluss auf den Plan haben. Sie gehören vielmehr zum „Datenkranz“, dem Eucken keine Bedeutung beimisst, da er auf der Ebene des individuellen Planakteurs nur eine Konstante darstellt. Ganz anders verhält es sich in einer Volkswirtschaft, die stets im Gleichgewicht ist, weil keine oder nur begrenzt Transaktionen erfolgen, da es lediglich einen Planakteur (oder wenige Planakteure) gibt: die Form der „zentralgeleiteten Wirtschaft.“ Hier sind laut Eucken alle Plandaten wichtig, weil der Planakteur sie beeinflussen kann, wie etwa auch die Bevölkerungsentwicklung (vgl. als heutiges Beispiel die Volksrepublik China mit dortiger Geburtenkontrolle).

Notes
791.

Stackelberg [1934: 99].