5.2.4. Analyse der Interdependenz von Ordnungen

Die Wirtschaftsverfassung hängt im Wesentlichen von der politischen Verfassung ab und wird durch sie geschützt. Im Gegensatz zu Eucken, für den alle Ordnungen gleichberechtigt sind, spricht die Ordnungsökonomik von einer Hierarchie der Ordnungen einer Gesellschaft, wo die Wirtschaftsordnung der politischen Ordnung untergeordnet ist. Das bedeutet aber nicht, dass der Staat die Wirtschaft dominiert, ganz im Gegenteil: Die politische Verfassung verkörpert die Rechtsordnung, der sich auch der Staat unterwerfen muss. Letztere steht hierarchisch ganz oben. D.h. Regeln stellen die Variable zur Erklärung der Interdependenz von Ordnungen dar. Dieses „Bindeglied“ macht klar, dass wirtschaftliche Machtgruppen nicht allein in der Wirtschaft Einfluss auf die Gesellschaftsmitglieder ausüben, sondern ebenso den Bereich der politischen Ordnung beeinflussen. Die Ordnungsökonomik liefert den analytischen Zugang zur Interdependenz der Ordnungen, während die traditionelle Ordnungstheorie sich darauf beschränkt, diese Interdependenz zu postulieren. In dieser Hinsicht gewinnt die Neue Ordnungsökonomik ein Stück Terrain der historischen Schule zurück, das die traditionelle Ordnungstheorie in ihrer Reaktion auf die Lehre Schmollers abgegeben hatte.