1. Eingliederung Euckens in die deutsche Tradition aber frühe Emanzipationssignale

Die Untersuchung der Frühschriften von Walter Eucken zeigt, dass der Freiburger Ökonom seine akademische Laufbahn sowohl im thematischen als auch im methodologischen Einklang mit dem Programm der historischen Schule beginnt. Seine Dissertation und Habilitation sind beide monographische Studien. Vor der theoretischen Analyse werden auf statistischer Basis Fakten gesammelt; der Beobachtung wird Vorrang gegeben; die Problemstellung enthält immer eine Entwicklungsfrage.

Dennoch zeigt Walter Eucken sowohl in seiner Dissertation als auch Habilitation bereits Emanzipationsansätze gegenüber der historischen Schule. Ein ganzer Teil ihres Programms fehlt in den beiden Schriften wegen des Ignorierens der ethischen Komponente. Desgleichen lässt sich keine Kontinuität zwischen Empirie und Theorie feststellen. Im Gegenteil, Euckens Gleichgewichtskonzeption entspricht jener der theoretischen Schule. Der junge Walter Eucken bevorzugt es, die Fakten mit Hilfe theoretischer Sätze zu analysieren, als dass er Theorien mittels Faktenanalysen aufbauen möchte. Des Weiteren entsprechen seine monographischen Studien nicht mehr der Stufenlehre von Schmoller; sie gehören allerdings auch nicht der Theorie des Wirtschaftsstils an. Der junge Walter Eucken ist eindeutig in die deutsche nationalökonomische Tradition einzuordnen. Als er den Professorenrang erreicht, bleibt das Weiterleben dieser Tradition gesichert. Gleichzeitig ist ihre Weiterentwicklung vorprogrammiert.