3.3. Eucken liefert eine überzeugende Alternative

Eucken misslingt es letztendlich, aus dem ehemaligen Forschungsobjekt der historischen Schule, aus der geschichtlichen Untersuchung von Wirtschaftssystemen eine reine rationalistische Wissenschaft zu machen. Trotz seiner Ambition, die beiden antinomischen Richtungen des Methodenstreits zu versöhnen, trotz seiner Vorliebe für den Rationalismus, bedeutet der doppelte Ausgangspunkt der Ordnungstheorie – wie Hans Albert als Fazit seiner Untersuchung von Euckens Ansatz zieht – „einen versteckten Sieg des Historismus innerhalb des theoretischen Denkens“. 978

Dieses Fazit heißt aber nicht, dass Eucken daran scheitert, eine wichtige Synthese des ersten Methodenstreits zu liefern. Wenn man die Gestaltidee als a priori Urteil anerkennt, ist die innere Kohärenz von Euckens Theorie nicht verletzt. Gewiss bildet die Ordnungstheorie für den Rationalismus eine duale Problematik. Im wissenschaftlichen System Euckens befinden sie sich jedoch nicht auf demselben Niveau. Die Grundidee wird wie bei Sombart durch eine Beweiskette logisch abgeleitet und liefert ein Untersuchungsfeld. Die Ordnung gibt dem Untersuchungsfeld eine bestimmte Gestalt, welche dem Forscher erlaubt, Arbeitsideen zu entwickeln, um das Grundproblem zu lösen. D.h. die historische Wirtschaftsordnung hat ihren Platz eine Ebene unter der theoretischen Koordinierungsfrage und ist daher methodisch nicht gleichzusetzen. Mit dem Wirtschaftsplan schafft Eucken eine ähnliche theoretische Kategorie wie einst Mengers „Resultate individueller Interessen dienenden Bestrebungen“.

Durch welche Brille darf also das Konstrukt der Ordnungstheorie betrachtet werden? Sollte man – wie Eucken es eigentlich möchte – die rationalistische gegenüber der historischen Methode bevorzugen und jede Abweichung davon mit Hans Albert verurteilen? Oder sollte man sich Meyers Gedanken einer radikalen Theorie folgend von diesen beiden Methoden befreien? Aber welche Kohärenz gewinnt dann die Ordnungstheorie, wenn sie die Inkompatibilität zweier antagonistischer Richtungen zu lösen beansprucht? Carsten Herrmann-Pillath gibt eine plausible Antwort, indem er schreibt, dass Euckens wissenschaftliches System eine Alternative zum kritischen Rationalismus bietet, die von der deutschen Tradition geerbt hat und eine „intuitiv strukturalistische Methode“ – verwandt mit der Phänomenologie Husserls – entwickelt. 979 Jedoch ist klar, dass Eucken sich nicht soweit von der historischen Methode zu trennen vermag, wie er es gerne hätte.

Notes
978.

Albert [1984: 47].

979.

Herrmann-Pillath [1987: 38; 62].