Eine kurze Biographie Walter Euckens 993

Walter Eucken wurde am 17. Januar 1891 in Jena als Akademikersohn geboren. Sein Vater, Rudolf (1846-1926), promovierte 1866 über das Thema „De Aristotelis dicendi ratione“ (Aristoteles' Bemerkungen zur Vernunft). Rudolf Eucken war ab 1874 Professor für Philosophie an der Universität Jena. Er wurde 1908 mit dem Literaturnobelpreis für seine theoretische Weiterentwicklung der Kant'schen Ethik ausgezeichnet und 1916 zum Ehrenbürger der Stadt Jena ernannt. Walters älterer Bruder Arnold (1884-1950) wurde 1915 ordentlicher Professor für Chemielehre.

Walter Eucken absolvierte das Studium der Volkswirtschaftslehre in Kiel, Jena und Bonn, wo er schließlich 1913 bei Professor Hermann Schumacher (1836-1952) promovierte. Sein Studium erfolgte im Umfeld der damals vorherrschenden historischen Schule von Gustav Schmoller (1838-1917), aber Hermann Schumacher veranlasste ihn, sich auch den klassischen Theorien zu öffnen. Eucken folgte Professor Schumacher von Bonn nach Berlin und wurde 1919 sein Assistent. Gleichzeitig arbeitete er als Redaktionssekretär von Schmollers Jahrbuch. Nach seinem Engagement im Ersten Weltkrieg als Frontoffizier (1914-1918) reichte Walter Eucken 1921 seine Habilitation bei Professor Schumacher ein. Beide akademischen Frühschriften sind stark von der historischen Schule geprägte Monographien.

Der habilitierte Walter Eucken wurde zunächst Privatdozent an der Berliner Universität, stellvertretender Geschäftsführer der Fachgruppe Textilindustrie und erhielt 1925 die ordentliche Professur für Nationalökonomie in Tübingen. Von dort wechselte er 1927 nach Freiburg im Breisgau, um den Lehrstuhl für Nationalökonomie von dem katholischen Sozialwissenschaftler und zukünftigen Mitglied der Mont-Pèlerin Gesellschaft Goetz Briefs (1889-1974) zu übernehmen, der selbst 1926 nach Berlin wechselte.

In Freiburg wurde Eucken politisch wie wissenschaftlich aktiv. Ende 1933 profilierte er sich als vehementer Opponent des Rektors der Universität Freiburg, dem Philosophen Martin Heidegger, der den Nationalsozialismus als Chance für eine Erneuerung der Universität begrüßte. Der „Freiburger Kreis“ konstituierte sich unter dem Einfluss der evangelischen Kirchengemeinde Freiburg als Widerstandsherd zum Nationalsozialismus. Wissenschaftlich arbeitete Walter Eucken an seiner Ordnungstheorie erschienen 1940. Er gründete die Freiburger Schule mit den Juristen Hans Großmann-Doerth (1894-1944) und Franz Böhm (1895-1977), woraus die wirtschaftspolitischen Thesen des Ordoliberalismus entstanden. Die Fachzeitschrift „Ordo - Jahrbuch für die Ordnung der Wirtschaft und Gesellschaft“ gab er mit Franz Böhm ab 1948 heraus. Euckens enger Kontakt mit Juristen in Freiburg wurde dadurch möglich, dass Max Weber (1864-1920), früherer Inhaber seines Lehrstuhls, den Fachbereich der Nationalökonomie 1896 aus der philosophischen in die juristische Fakultät transferieren ließ. Darüber hinaus pflegte Walter Eucken in Freiburg persönlichen Kontakt zu dem Phänomenologen Edmund Husserl (1859-1938). Treue Unterstützung seiner Arbeit bekam er von seiner Frau Edith Eucken-Erdsieck, die in der deutschen Literatur als kritische Dogmenhistorikerin ihren Platz fand. Auch sorgten seine langjährigen Mitarbeiter, Professor Hans Otto Lenel und Professor Karl-Paul Hensel (1907-1975) dafür, dass Walter Euckens Theorie noch nach seinem Tod ein weltweites Echo fand.

Bemerkenswert war der wirtschaftspolitische Einfluss Walter Euckens im deutschsprachigen Raum. 1947 wurde er als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats bei der Wirtschaftsverwaltung der Bizone berufen. Seine Rolle in diesem Organ war für die Rückkehr Deutschlands zur Marktwirtschaft entscheidend. Im selben Jahr lud ihn Friedrich August von Hayek (1899-1992) zur Gründung der Mont-Pèlerin Society ein, um sich mit weltweit führenden Ökonomen für die Zukunft des Liberalismus nach dem Zweiten Weltkrieg einzusetzen.

Am 20. März 1950 erlag Walter Eucken einem Herzanfall während einer Vortragsreise in London, die auf Einladung der London School of Economics erfolgte.

Notes
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Diese Biographie wurde aus Angaben des Walter Eucken Instituts (http://www.walter-eucken-institut.de/freiburgertradition/eucken.htm) und der Internet-Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Eucken) sowie aus Klump [2003], Rübsam & Schadeck [1990] und Nicholls [1994] erstellt.